Die deutsche Mannschaft beim Torjubel. © Michael Memmler
Die Gruppenphase der Women’s EURO 2022 ist gespielt, die Viertelfinal-Teilnehmerinnen stehen fest. Bevor wir aber voll Vorfreude auf die kommenden K.O.-Spiele blicken wollen wir einen Blick zurück auf die Gruppenphase werfen.
Die ganz große Überraschung ist ausgeblieben, wie im Vorfeld erwartet haben sich die Topfavoritinnen durchgesetzt. Wobei es durchaus als Überraschung zu werten ist, dass Österreich vor Norwegen der Einzug ins Viertelfinale geglückt ist, wurden die Skandinavierinnen doch vor Turnierbeginn noch zum erweiterten Favoritenkreis gezählt. Und auch die Isländerinnen sind an dieser Stelle zu nennen, entschied sich doch erst am dritten Spieltag in Gruppe D wer den zweiten Platz im Viertelfinale bekommt. Am Ende war es eine knappe Entscheidung zugunsten Belgiens.
Nicht nur die Mannschaften haben sich gut geschlagen, auch einige Spielerinnen verdienen eine besondere Erwähnung. Zunächst ist da Bethany Mead, die für England aktuell die Torschützenliste anführt. Außerdem ihre Teamkolleginnen Ellen White und Alessia Russo. Gemeinsam führten sie die englische Mannschaft in drei Spielen zu drei Siegen.
Bei den Französinnen sind besonders Melvine Malard und Sandy Baltimore zu nennen, die den eh schon sehr variablen und starken Angriff der Équipe Tricolore anführen und so besonders gefährlich machen.
Bei den Österreicherinnen treffen wir auf einige bekannte Namen aus der Bundesliga: Während Nicole Billa (TSG Hoffenheim), Sarah Zadrazil (FC Bayern), Laura Feiersinger (Eintracht Frankfurt) und Barbara Dunst (Eintracht Frankfurt) im Angriff die Fäden ziehen räumen Carina Wenninger (FC Bayern) und Verena Hanshaw (Eintracht Frankfurt) in der Verteidigung alles ab, was dem Tor von Manuela Zinsberger zu nah kommt.
Und dann ist da noch die deutsche Mannschaft, aus der sich vor allem drei Spielerinnen sehr hervorgetan haben: Merle Frohms hält als neue Nummer eins hinten die Null und hat dabei bereits großartige Paraden gezeigt. Lina Magull ist im Zentrum der Dreh- und Angelpunkt des deutschen Teams und glänzt mit hervorragender Spielübersicht und einer guten Ballverteilung. Und nach dem plötzlichen und unerwarteten Ausfall von Lea Schüller (Corona-Infektion, überstanden) hat Alexandra Popp bei ihrem ersten großen Turnier gleich zeigen können, welche Vorteile eine körperlich präsente und vor allem kopfballstarke Mittelstürmerin mit sich bringt. Drei Tore sprechen hier für sich.
Bei all diesen herausragenden Leistungen könnte man doch eigentlich ein breites öffentliches Interesse und eine richtig gute Turnierstimmung erwarten. Und tatsächlich, die Stadien in England sind gut gefüllt und vor allem die Fernsehübertragungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Spanien (2:0) sahen immerhin mehr als ACHT Millionen Menschen, eine Traumquote für die ARD. Kein Wunder, die bisherigen Spiele waren größtenteils sehr schön anzuschauen, torreich, schnell und keineswegs langweilig. Wie es scheint, bekommt der internationale Frauenfußball endlich die verdiente Aufmerksamkeit und Bühne. Und ganz offensichtlich zu Recht.
Wie immer eine schwierige Frage, allein schon, weil es alle Teams des erweiterten Favoritenkreises auch in die K.O.-Phase geschafft haben. Klar, schaut man sich die Zahlen an, stechen besonders Gastgeber England und das deutsche Team hervor, schließlich sind sie die einzigen Mannschaften, die bislang kein einziges Gegentor kassiert haben, selbst aber sehr erfolgreich vor den gegnerischen Toren waren (14:0 und 9:0 Tore). Doch natürlich dürfen auch Frankreich, Spanien und die Niederlande nicht unterschätzt werden und mit Schweden muss man sowieso immer rechnen bei großen Turnieren. Nach den Auftritten, die wir bislang gesehen haben, dürfte sich die EURO am Ende zu einem Vierkampf zwischen England, Deutschland, Frankreich und Schweden zuspitzen.
So oder so dürfen wir uns aber erstmal auf sehr unterhaltsame und qualitativ hochwertige Viertelfinal-Spiele freuen.